Seit 2002 gibt es Bienenfresserbruten in der Eisenberger Umgebung. "Ein Hotspot in Rheinland-Pfalz".
Kontaktadressen:
Anita und Dr Hans-Valentin Bastian
Tel: 06351-398535
Der im Durchschnitt ca. 28 Zentimeter große Bienenfresser ist einer der buntesten Vögel Europas. Er ist kaum zu verwechseln: Der Bauch- und Brustbereich ist türkisfarben, Scheitel-, Nacken- und Rückenpartien sind rostbraun, die Flügel sind ebenfalls in beiden Farben gehalten, und über dem gelblichen Kinn befindet sich ein schwarzer Augenstreif. Ein weiteres Merkmal neben der exotischen Färbung ist der typische leicht gebogene, lange Schnabel und die verlängerten mittleren Schwanzfedern, die Schwanzspieße bei den Altvögeln. Jungvögeln fehlen diese Schwanzspieße.
Zum Anschauen und Anhören: Ruf des Bienenfressers (Youtube-Verlinkung)
Spätestens seit 2002 brüten Bienenfresser in unserer Region. Einige Jahre lang blieb das Vorkommen bei Eisenberg das einzige in ganz Rheinland-Pfalz. In der Region um Eisenberg brüteten Bienenfresser bisher an zehn Stellen, wobei pro Jahr eine bis maximal acht Stellen besetzt waren.
Alle heutigen Vorkommen befinden sich in aktiv betriebenen Sand- und Klebsandgruben. Der Zutritt zu diesen Gruben ist daher nicht erlaubt, jedoch können fliegende Bienenfresser in den Sommermonaten im Eisenberger Umfeld gut beobachtet werden, zum Beispiel in der Erdekaut oder über den Feldern zwischen Eisenberg und Ebertsheim oder zwischen Eisenberg und Kerzenheim. Das Betreten der Gruben ist nicht nur durch die Betreiber der Gruben untersagt, sondern das Aufsuchen der Brutkolonien auch naturschutzrechtlich verboten, da die Vögel in ihrem Brutgeschäft gestört werden können.
Ab 2006 entwickelte sich bei Gerolsheim ein Vorkommen, das heute mit maximal 63 Brutpaaren im Jahr 2017 landes- und bundesweit zu den größten überhaupt zählt. Diese Kolonie wird von unserer Nachbargruppe betreut, dem NABU Frankenthal, der vor ein paar Jahren einen Beobachtungsstand errichtete, so dass Bienenfresser erlebt werden können, ohne sie im Brutgeschäft zu stören. Das was bei den Eisenberger Kolonien nicht erlaubt ist, ist hier möglich, die Beobachtung der Bienenfresser an der Brutwand aus einem geschützten Beobachtungsstand heraus. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.
Seit 2002 brüteten in unserer Region bereits über 1000 Paare, was etwa die Hälfte des Landesbestandes ist (Rheinland-Pfalz seit 2002: 2232 BP). Damit kann man das Einzugsgebiet des NABU Eisenberg/Leiningerland als „Hotspot“ des Bienenfresservorkommens in Rheinland-Pfalz ansehen.
Durch zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahre, die in der Funktion der Fachgruppe „Bienenfresser“ der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) durchgeführt wurden, konnte etwas Licht in die Biologie und Ökologie der Bienenfresser in unserer Region gebracht werden. In den ersten Jahren konzentrierten wir uns als Fachgruppe darauf, die Brutvorkommen möglichst präzise zu erfassen. Dies geschah europaweit, so dass wir inzwischen ein recht gutes Verständnis zum Vorkommen der Art in Deutschland und Ländern haben und wie sich die Brutbestände nördlich der Alpen seit 1960 entwickelten. In unserer Region wurden -auch im Rahmen von Master- und Promotionsarbeiten- verschiedene biologische Themen untersucht:
Was Bienenfresser fressen, wo sie jagen:
Auch wenn Vieles noch nicht geklärt ist, so verstehen wir heute doch schon ganz gut, wieso es Bienenfresser geschafft haben, sich bei uns dauerhaft niederzulassen. So wissen wir, dass „unsere“ Bienenfresser während der Brutzeit, also von Mai bis Ende Juli, im engen Umfeld der Brutkolonie bleiben, sobald die Jungvögel aber ausgeflogen sind, ihren Aktionsraum deutlich ausweiten. So findet man Bienenfresser im Sommer eher bei Eisenberg und Gerolsheim. Bienenfresser jagen über den Gruben und in deren direkter Nachbarschaft nach großen Fluginsekten. Hummeln und Wildbienen werden bevorzugt, sie jagen aber auch regelmäßig Schmetterlinge, Libellen und sogar Heuschrecken. Eigentlich sind Bienenfresser ja spezialisiert, fliegende Beute im freien Luftraum zu jagen, doch bei regnerischem Wetter jagen sie flach über dem Boden und scheuchen so zum Beispiel am Boden sitzende Heuschrecken, wie zum Beispiel „Grüne Heupferde“ auf.
Nahrung finden Bienenfresser überraschender Weise auch häufig über Äckern. Hier, wo durch die intensive Landwirtschaft das Nahrungsangebot eingeschränkt sein sollte, jagen Bienenfresser erfolgreich. Nicht selten beobachtet man sie über den Äckern bei der Erdekaut (wo übrigens keine Bienenfresser brüten) oder über Feldern im Eisbachtal. Es mag sein, dass, anders als in weiten Bereichen Deutschlands, auf Feldern unserer Region noch Insekten existieren können. Es sind wahrscheinlich aber die Hecken zum Beispiel am Hang zum Grünstadter Berg oberhalb Ebertsheim/Mertensheim oder ruderale Feldränder an den Gruben, die für Insekten geeignet sind. Von hier fliegen dann Hummeln, Schmetterlinge und Wildbienen auch über die angrenzenden Felder, wo sie von den Bienenfressern erbeutet werden.
Bienenfresser können nur da leben, wo das Insektenangebot gut ist. Daher ist die bundesweite Verbreitung des Bienenfressers auch immer noch sehr ungleichmäßig, auch wenn 2019 fast 3500 Paare in Deutschland brüteten.
Damit kann der Bienenfresser als eine Indikatorart für eine insektenreiche Landschaft verstanden werden und seine punktuelle Verbreitung ist somit ein Bild dafür, dass an vielen Stellen Deutschlands das Insektenaufkommen für Bienenfresser nicht mehr ausreicht. Dies geht dann auch einher mit den sogenannten „Krefelder Studien“, die einen Insektenschwund von bis zu 75% in den letzten 30 Jahren belegen konnten und es ist kein Widerspruch, dass trotz massiven Einbruchs der Insektenwelt die Bienenfresserzahlen deutlich zunehmen.
Spätestens im August dehnt sich der Aktionsraum „unserer“ Bienenfresser aus und man hat die Chance, sie überall in unserer Region zu beobachten, besonders häufig bei Obrigheim, Obersülzen, entlang des Haardtrandes, des Eisbachtales oder auch zwischen Eisenberg und Bockenheim. Die Trupps werden nun ständig größer, da immer mehr Bienenfresser-Familien sich zusammenschließen und im September können Gruppen von 100 Tieren und mehr beobachtet werden.
Zur Verbreitung, Bestandsentwickung und Biologie der Bienenfresser bei Eisenberg und im Leiningerland: