Der Ilbesheimer Schreinermeister Harry Winkler züchtet einheimische Frösche, Kröten, Molche, Salamander und Unken. Im Froschhaus Göcklingen, einem ehemaligen Pumpenhaus bei der Kaiserbacher Mühle, können Besucher diese Lurche aus der Nähe betrachten. „Inzwischen habe ich alle Lurche in meinen Terrarien, die in Deutschland heimisch sind, und viele von ihnen haben schon Nachwuchs bekommen“, berichtet Harry Winkler – und man hört seiner Stimme an, wie stolz er darauf ist. Sein Froschhaus ist einzigartig. „Geld verdiene ich damit nicht, ich freue mich aber über eine Spende. Für mich steht die Jugendarbeit, der Erhalt und die Schaffung neuer Feuchtbiotope und die Information der Bevölkerung über diese faszinierenden Amphibien im Vordergrund,“ erklärt Winkler. Alle seine Tiere sind registriert und bei der Kreisverwaltung Südliche Weinstraße gemeldet. Auch mit dem NABU Landau-Land arbeitet Winkler eng zusammen.
Am Sonntag, dem 21. Mai 2023, machen 20 Amphibienfreunde vom NABU Eisenberg/Leiningerland eine Exkursion zum Froschhaus. Diese beginnt am späten Vormittag mit einer kurzen Wanderung auf dem Kaiserbach-Lehrpfad zu einem nahe gelegenen Biotopweiher. Hier wurde in einer Tongrube bis Ende der 1990er Jahre Ton abgebaut, der sich in einem Süßwassersee im Tertiär vor etwa 20 Millionen Jahren ablagerte. Die Gemeinde Göcklingen kaufte und renaturierte die 2 ha große und bis zu 25 m tiefe alte Tongrube. Sie hat sich zu einem wertvollen Feuchtbiotop mit einer breiten Schilfrandzone entwickelt. Neben dem Lehrpfad kann man von einer Aussichtsplattform Wasservögel beobachten. Das Feuchtbiotop selbst darf aus Naturschutzgründen aber nicht betreten werden. Winkler informiert uns, dass ein Fischer die Erlaubnis habe, hier zu fischen, damit der Fischbestand in Grenzen gehalten und die Amphibien nicht gefährdet werden. Während einige Exkursionsteilnehmer am Ufer auf Insektensuche gehen und Gerd Turznik meisterhaft eine Falkenlibelle im Flug fotografiert, hat es anderen eine junge Taube angetan, die sich bei der Plattform ausruht. „Sie ist beringt und muss eine Brieftaube sein,“ klingt es aus der Gruppe. „Vermutlich hat sie sich verflogen und muss sich vor dem Weiterflug erst etwas ausruhen.“
Zurück am Froschhaus, werden wir von mehreren schwarz-gelben „Lurchis“ begrüßt. Die kleinen, aufrecht auf zwei Beinen stehenden Salamander könnten wohl manch eine Abenteuergeschichte erzählen, waren sie doch lange die Maskottchen eines Schuhgeschäfts und faszinierten kleine und große Kinder mit ihren Erlebnissen. Harry Winkler berichtet uns, dass Kinder auch heute noch von den Salamandern fasziniert sind. Schulklassen erzählt er gerne, dass Salamander über 30 Jahre alt werden können und man die Tiere eindeutig anhand ihrer Zeichnung unterscheiden kann. Diese ist so einzigartig wie der Fingerabdruck eines Menschen. Salamander sind auch Winklers „Lieblinge“, wohl deshalb sind Salamander auch die Stars im Froschhaus. Wir bekommen bei unserem Rundgang durch die drei Geschosse des 130 m² großen Hauses aber auch andere „Stars“ zu sehen: Gelbbauchunken, Molche, Knoblauch-Kröten, die bei Gefahr ein nach Knoblauch riechendes, giftiges Sekret absondern, und einen grasgrünen Laubfrosch, der sich für Ruth fotogen in Position setzt, damit sie ihn mit ihrem Smartphone fotografieren kann. Wer aber nicht genau hinschaut, wird von manch einem Lurch getäuscht. Geschickt hat Winkler zwei Moorfrösche im Terrarium platziert, die sich gerade paaren, oder eine große Erdkröte, die auffallend auf einem Stein sitzt. „Diese „Fake-Lurche“ aus Kunststoff gebe ich gerne mal einem Kind in die Hand, das noch nie einen Frosch gehalten hat,“ meint Winkler.
Nach der kurzweiligen Führung durch das Froschhaus verabschieden wir uns von Harry Winkler und wünschen ihm weiterhin diese Leidenschaft und Ausdauer für sein großartiges Hobby und viel Nachwuchs für seine Lurche. Diesen gibt er an Zoos und Naturschutzverbände ab, welche die Amphibien dann in einem geeigneten Biotop freilassen. Mit einer Einkehr in der nahen Burgschänke Landeck endet dieser wunderschöne Exkursionstag des NABU Eisenberg/Leiningerland.
Text und Bilder von: Jörg-Thomas Titz